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Datum: 15.03.2024

Von der Naturkontaktstation wird berichtet

Schneiden- nicht schnippeln

Mit zunehmender Tageslänge und den wärmenden Sonnenstrahlen gibt es für die Natur nun kein Halten mehr. Ob Flora oder Fauna, alles erwacht zu neuem Leben.

In den Hecken entlang der Wegränder blühen Schwarzdornsträucher (Prunus spinosa), Kirschpflaumen (Prunus cerasifera), Salix caprea (Salweide) und Kornelkirschen (Cornus mas). In den Gärten geben zumeist Forsythien (Forsythia intermedia) den Ton an und leuchten schon von Ferne in einem Sonnengelb. Aber auch die frühblühenden Zierkirschen (Prunus incisa oder Prunus subhirtella „Autumnalis Rosea“, wobei Letztere in milden Wintern bereits im November Blüten zeigen kann) blühen jetzt in Zartrosa. Und so wie es in den blühenden Sträuchern anfängt zu summen, zu kriechen und zu krabbeln, kribbelt es den Hobbygärtner*Innen* in den Fingern und auch sie hat sich dem Frühling geschlagen gegeben.

Weil sie ihre Rosen und Ziersträucher im Herbst nicht geschnitten hatte sind diese als erstes dran. Die scharfe Schere ist schnell zur Hand und sie macht sich ans Werk. Zuerst die Rosen. Da wird nicht lange überlegt. Bis auf 20cm über dem Boden schneidet sie die Rosen zurück. Dabei ist sie darauf bedacht immer auf die Knospe zurückzuschneiden, die nach außen weiterwächst. Ruckzuck ist die Karre mit Schnittgut gefüllt, das sie als unterste Lage in den neu aufzusetzenden Komposthaufen einbringt.

Als sie am späten Nachmittag zufrieden vor den Beeten steht und ihr Tageswerk betrachtet, steht auf einmal die Nachbarin hinter ihr. Sie schüttelt den Kopf und kann nicht gleich die richtigen Worte finden. „Die hast du aber tüchtig bezahlt! Da ist ja fast nichts mehr dran! Was soll davon werden?“ fragt sie etwas schockiert. Bei ihrem weiteren Rundgang bleibt sie wie angewurzelt vor den Sträuchern stehen. Da, wo sie sich im Sommer über die Blüten von Sommerflieder (Buddleia davidii), Blauraute (Perovskia atriciplifolia) und Bartblume (Caryopteris incana „Heavenly Blue) gefreut hatte, stehen nur noch Strunken. „Junge, Junge, du magst es aber auch tun, wenn das man was wird“, wundert sie laut. Sie antwortet nicht. Sie denkt an die Beratungsresistenz und den fehlenden „grünen Daumen“ der Nachbarin.

Als die Nachbarin wieder verschwunden ist steht sie vor ihren Sträuchern und denkt an die Tipps die sie ihr in Sachen Rückschnitt seinerzeit erneut zum wiederholten Mal gegeben hatte. „Nicht schnippeln- schneiden, denn Rückschnitt fördert den Zuwuchs! Nur Mut!“, das hatte sie ihr bei der letzten Gartenbegehung für den Rückschnitt im Frühjahr mit auf den Weg gegeben. Das Ergebnis war allerdings ein anderes. Da wurde hier und da an der Triebspitze etwas geschnitten. Das ein oder andere Zweiglein entnommen oder nur die Fruchtstände entfernt, die den Winter an den Pflanzen überdauert hatten. Als das Wachstum einsetzte wuchsen die Sträucher sehr aus und wurden im unteren Bereich kahl. Sie wuchsen in die Höhe und ihr somit über den Kopf. Ein Blütenmeer war da nicht zu erwarten. Auch bei den Rosen war es so. Weniger neue Triebe, als nach einem starken Rückschnitt. Von Blütenpracht konnte nicht die Rede sein.

Sie erinnert sich noch an ihre neidvollen Blicke im letzten Sommer, als sie staunend vor den üppig blühenden Rosen stand. Auch die Sträucher hatten nach dem Rückschnitt viele neue Triebe gewachsen an denen sich die Blüten aneinander reihten. Schmetterlinge, Bienen und Hummel gaben sich auf ihnen ein Stelldichein.

Viele Blütensträucher bringen nur Blüten am einjährigen Holz hervor und bedürfen im Frühjahr einem Rückschnitt. Dazu zählen nicht nur die Rosen, bei denen man darauf achten muss um was für eine Rose es sich handelt. Polyantharose, Edelrose, Strauchrose, Kletterrose, Ramblerrose, Schloßrose oder gar eine Park- oder Heckenrose? Die Auswahl ist vielfältig und jede Art von ihnen wird anders geschnitten. Im Zeitalter von Smartphone, Tablet, Laptop und Computer lässt sich fehlendes Wissen schnell erlesen und direkt vor Ort in die Tat umsetzen. Auch ein Fachmann im Gartencenter kann schon beim Kauf einer Rose oder Strauches entsprechende Beratung und Tipps zum Schnitt und der Pflege mit an die Hand geben. Aber Obacht, nicht alle Sträucher wollen geschnitten werden. Wenn man aber erst einmal weiß was für eine Rose oder Strauch im eigenen Garten wächst ist der Rest nicht mehr schwer. Dann heißt es ran an die Schere, ganz nach der Devise: schneiden – nicht schnippeln, nur Mut!

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